Künstlerischer Werdegang
Genau betrachtet gab es keinen künstlerischen Werdegang, es gab kein Werden, denn ich war schon immer ein Maler und habe bereits seit frühester Kindheit am liebsten gezeichnet und gemalt. Im Kindergarten konnte ich meine Werke von anderen etwa dadurch unterscheiden, dass ich die Röcke der Mädchen nicht am Hals ansetzte wie die anderen, sondern wie in Wirklichkeit an der Hüfte. Gab es Osterhasen zu malen, so ähnelten meine Osterhasen im Gegensatz zu den Arbeiten der anderen Kinder viel mehr einem echten Hasen. Aber die anderen Kinder konnten dafür andere Dinge besser als ich. Als Neunjähriger war es mein größtes und geheimstes Glück stundenlang in hochgewachsenen Wiesen zu liegen und die vorbeiziehenden Wolken über mir und die Wunderwelt der Insekten und Pflanzen zu bestaunen.
Stilistisch und was die Fertigkeit anbelangt, gab es aber natürlich ein Werden. So malte ich im Alter von 18 Jahren, also 1967, meine ersten künstlerisch ernstzunehmende Bilder unter anderem auch Pferdewelten, die hinsichtlich der Pferde von Franz Marc beeinflusst waren, aber hinsichtlich der Naturgestaltung, der Farben und der Komposition schon viel Eigenes hatten. Ich liebte damals die Rehe und Pferde Franz Marc´s und schaute mir vor dem Einschlafen lange die roten Rehe an. Die Bilder des Franz Marc gefielen mir so gut, dass ich mir überlegte, ein Bild käuflich zu erwerben. Aber als ich erfuhr, wie teuer dies wäre, beschloss ich, meine eigenen Pferde zu malen. Diese Gemälde sahen dann zwar nicht so aus wie von Franz Marc, aber das ist auch gut so. Das Mondlicht, das sich in den Wolken spiegelt und auf dem Bach und im Baum glitzert, das gab es nicht bei Franz Marc.
Im Alter von 20 Jahren beschloss ich dann, nur noch das zu malen, was aus meinem Inneren kommt und mich nicht nach Vorbildern auszurichten. Ich fand eine eigene Formensprache, die man aber vielleicht in den Rahmen der klassischen Moderne stellen könnte. Diese hauptsächlich aus dem Unbewussten kommende Zeichensprache (z. B. aus Kritzeleien bei einem langweiligen Vortrag oder einem langen unwichtigen Telefonat) war natürlich immer noch nicht völlig einflussfrei, da auch das Unbewusste von Einflüssen geformt wird, aber sie kam immerhin so weit authentisch aus dem Inneren, dass sie sogar zu psychischen Entdeckungen und Erlebnissen führte.
Innere Umwälzungen schließlich führten auch dazu, dass ich im Alter von etwa 32 Jahren alles Moderne, alle zeitgemäßen Richtungen vergaß, ich entdeckte, dass ich kein abstraktes Wesen war, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ich begann naturgetreu zu malen und verband meine Liebe zur Natur mit der Kunst. Fotos waren dabei tabu, denn ich bin der Ansicht, dass das Lebendige leicht verloren geht, wenn ich ein Bild von einem Bild male. Ich malte bei Rucksack Wanderungen in den Pyrenäen, saß am Steilufer in der Bretagne oder auf schmalem Pfad im Steilhang der Mosel. Alles wurde vor Ort gemalt, nur für Details habe ich manchmal Weizenähren, Kieferzapfen oder andere Dinge der Natur zur Anschauung mit nach Hause genommen.
Von Anfang an, also etwa im Alter von 17 oder 18 Jahren, dachte ich mir, dass Kunst kein Broterwerb sei, und um von diesem Zwang, zu produzieren, frei zu sein und um mich nicht noch etwa anpassen zu müssen um Verkaufen zu können, machte ich eine abenteuerliche Odyssee durch vom Verwaltungsbeamten und Lehrer zum Gärtner und Briefträger. Außerdem lebte ich 4 Jahre in den USA. Meine eigentliche Liebe und Berufung war aber immer die Kunst.
Mein künstlerischer Werdegang verlief also nicht in den gewohnten, üblichen Bahnen. Ich habe nie eine Kunstakademie besucht und habe mir alles Handwerkliche ausschließlich autodidaktisch beigebracht. Nicht einmal einen Malkurs habe ich je besucht. Aber wenn man wirklich etwas zu sagen hat, wenn tatsächlich eine innere Notwendigkeit und Berufung gegeben ist, dann kommt die Technik mit der Zeit von selbst. Und so waren es bemerkenswerter Weise vor allem Künstlerkollegen, die bei meinen Ausstellungen wissen wollten, wie ich verschiedene Aspekte meiner Aquarell- und Ölfarbenmalerei technisch verwirklicht hatte.
Ich denke, dass ich mit Recht sagen kann, dass meine Gemälde authentisch und ehrlich sind, denn sie sind nicht angepasst, an das was „in“ ist, sie sind alle gelebt und aus Leidenschaft und Begeisterung gemalt. Sie waren für mich kein Mittel, um ein Bedürfnis nach Anerkennung und Erfolg zu befriedigen oder um etwas zu verkaufen. Ich habe gemalt, weil es meine Freude war und aus innerer Notwendigkeit heraus, aus einer Art geistiger Lebensrettung. Die Welt, die von den Menschen geschaffene, erschien mir mit 17 Jahren so hässlich, so gewalttätig, in den Beziehungen so gestört und die Schönheit hatte keinen Platz in ihr. So wollte ich eine „Gegenwelt“ der wirklichen, echten Schönheit schaffen, also keine Sentimentalität und keinen Kitsch. Die Suche nach dem Echten, nach dem Authentischen und Unbeeinflussten bestimmten von Anfang an meine künstlerische Entwicklung. Ich denke der Schlüssel zu meiner Kunst ist die Betrachtung, sowohl die Betrachtung nach Innen als auch nach Außen und darin schließt sich der Kreis, der beim Neunjährigen begann, der stundenlang staunend betrachtend in den Wiesen lag.
Viele Jahre habe ich nicht im Geringsten daran gedacht, auszustellen. Ja der Gedanke, meine Werke anzupreisen und für Ausstellungen zu werben war mir zuwider, das konnten andere besser. Immer wieder drängten mich Freunde und Bekannte jedoch, endlich mal eine Ausstellung zu machen. So fragte ich mich schließlich im Alter von 60 Jahren: Wenn man „Kinder“ in die Welt gesetzt hat, muss man sich nicht darum kümmern, was aus ihnen wird? Und muss ich nicht daran denken, dass meine „Kinder“ zumindest langfristig gesehen in „gute Hände“ kommen? Ich denke auch, dass man Freude teilen muss und so habe ich 2009 im Rathaus in Gernsbach und 2011 in Karlsruhe-Neureut im „Milchhäusle“ zwei Ausstellungen gemacht, die beide großen Anklang fanden.